Almanca Makaleler

 

 

Ein Bilick über die Grenzen: Muslimische Seelsorge in der Türkei (Zusammenfassung)

 Prof. Dr. Ali SEYYAR

 

Historischer Rückblick:

Seelsorge waehrend des Prophetentums

1.) Die medizinische Behandlung im Islam, ist immer im Zusammenhang mit der Seelsorge zu verstehen. Die Grundlagen dafür sind in der besonderen Sunna des Propheten Muhammed (Tıbbî Nebevi, d.h. Die Medizin des Propheten) niedergelegt.

2.) Es gibt zwei Grundprinzipien der medizinischen Seelsorge im Islam: 1.) Die Bedingungen der gesunden Lebensführung erfüllen (vorbeugende Massnahmen zur Erhaltung der körperlichen und seelischen Gesundheit; z.B. Kein Alkoholgenuss; Fasten im Monat Ramazan und wenn möglich auch in den anderen Tagen; Sport betreiben wie Schwimmen, Mehrmals am Tag essen und trinken aber mit nüchterndem Magen wieder aufstehen und nicht Verschwenderisch sein etc). 2.) Bei Krankheit die Mittel der medizinischen und seelischen Heilung in Anspruch nehmen.

3.) Kranheit, Not und womöglich diesbezüglich entehende Leiden, werden auch in metaphysischer Perspektive betrachtet. So sind etwaige körperliche Leiden ein Anlass seine Sünden zu minimieren ja sogar zu eliminieren und seinen gesitigen Status im Angesichts Gottes zu erhöhen, wenn diesbezüglich anstatt Rebellion Reue, Unterwerfung und Geduld gezeigt wird.

4.) Insbesondere (und unter anderem) die Ehefrau des Propheten Muhammed AİSCHA, hat durch Übertragung und Anwendung der medizinischen Sunna (Tıbbî Nebevi) einen grossen Beitrag zur Entstehung und Erhaltung der islamischen Seelsorge geleistet.

5.) Eine der ersten Krankenschwester im Islam war die aus Medina stammende RUFEYDE (bint Sa’d el-Eslemiyye), eine Glaubensgefaehrtin des Proheten. Der Vater von RUFEYDE war ein Mediziner und so hatte sie Erfahrung in diesem Berich. Neben medizinischer Seelsorge leistete sie jedoch auch spirituelle Sozialarbeit. Sie hat nicht nur pflegebedürftige und arme Menschen geholfen sondern sich auch den Waisenkindern gewidmet (Ibn-ı Kesir). Denn der Spruch des Propheten hatte Wirkung auf alle Felder der Sozialarbeit: “Wer ein oder zwei Waise in Schutz nimmt und (bei derBetreuung) Geduld ausübt, der wird im Paradies mir nahe stehen”. (Mehr zur Person Rufeyde: Dr. Ahmed Şevki el-Fencuri; Rufeyde; Tekin Kitabevi; Konya; 1992).

6.) Das esrte Zeltkrankenhaus wurde schon zu Lebzeiten des Propheten neben der Zentralmoschee in Medina errichet. Rufeyde arbeitete hier als Oberkrankenschwester. Sie bildete zudem Frauen zur Pflegerin aus und bezog zudem vom Medina-Staat Gehalt. Somit gab es schon waehrend des Prophetentums Muhammed’s zahlreiche weibliche Gefaehrte, die als Krankenschwester, Krankenpflegerin bzw. Seelsorgerin gedient haben.

Medizinische Seelsorge waehrend des Osmanischen Reiches

7.) Entsprechend der Tradion des Propheten Mohammed’s gründeten die Türken waehrend der osmanischen Zeit im nahen Umfeld der Moscheen weitere soziale Einrichtungen wie Krankenhaeuser (Bimaristan, Darüş-şifa), Gaestezentren, öffentliche Baeder (Hamam), Armenküche und Schulen. Die Osmanischen Krankenhaeuser dienten auch als Lehranstalt für Medizin. Von außen wirken die osmansichen Krankenhaeuser schlicht und im Innenraum prächtig. Im Hof befanden sich mesitens Springbrunnen und einige ortsübliche Obstbäume. Die Aerzte, die Leib und Seele als ganzes ansahen nutzten das Zusammenwirken von Wasserspiel im Brunnen, Musik, Düften und Licht für die körperliche und seelische Genesung der Patienten. Auch wurde der Sinn von Hygiene früh erkannt. Jeder Patient hatte sein eigenes Geschirr. Bei der Heilung wurde viel Wert auf Heilkräuter gelegt, die teils selbst angebaut wurden.

8.) Die Finanzierung der osmanischen Heilanstalten waren meistens Stiftungen, die von wohlhabenden Gründern initiert worden sind. Durch weitere Spenden von Kaufleuten und Reichen wurden diese Anstalten aufrecht erhalten. Auch einfache Bürger spendeten für Krankenhaeuser, da sie hohes Ansehen genossen und die Behandlung im Krankenhaus für alle Patienten kostenfrei war.

9.) Sowohl in der selchukischen als auch osmanischen Epoche wurden die Geistesbehinderten und Personen mit Mentalstörungen in besonderen klinischen Einrichtungen innerhalb des Krankenhaussystems betreut und mit speziellen Methoden der medizinischer und spirituellen Rehabilitation wie Musik-Entfaltungs-und Beschaeftigungstherapie behandelt.

10.) Da die menschliche Seele als ein von Gott geliehenes spirituelles Gut angesehen wurde, wurden z.B. demenzkranke Frauen weder von den muslimischen Aerzten noch von den islamischen Gelehrten als Hexen angesehen, sondern nur Menschen die einer Krankheit befallen worden sind. So gab es im islamischen Raum keinen einzigen Hexenprozess, im Gegensatz zu der europaeischen Kultur wahrend des zuende gehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, in der insbesondere Millionen von Frauen als angebliche Hexen verbrannt wurden.

11.) Die islamischen Orden, die durch den osmanischen Staat auch unterstützt wurden, hatten ein weitverbreitetes Netzwerk seelsorgerischer und sozialer Dienste in unterschiedlichen Feldern der sozialen Arbeit.

Seelsorge in der Türkischen Republik

12.) Die Türkei ist verfassungsgemaess ein laizistischer Staat, dessen Bevölkerung jedoch sich ganz überwiegend zum Islam bekennt. Die islamische Religion, offiziell vertreten durch eine staatliche Institution (Diyanet), ist unter saatlicher Aufsicht. Der Staatsislam, verkörpert durch das Amt für Religionsangelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı), erlaubt den Muslimen die Freiheit des Gebets insbesondere in den vom Staat errichteten aber meistens von der Bevölkerung finaziell unterstützten Moscheen und anderen religiösen Einrichtungen wie die Koran-Kurse.

13.) Das Verhältnis von Staat und Religion in der Türkei, ist nach wie vor problematisch. Das Prinzip des Laizismus in der Türkei schreibt eine strenge Trennung von Religion und Staat vor, faktisch jedoch eine strikte Unterordnung der Religion unter den Staat. Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkt die Glaubensfreiheit auf das Individuum. Religionsgemeinschaften können offizilell aus diesem Abschnitt der Verfassung keine sozialen Entfaltungsrechte geltend machen. Jedoch gibet es immer mehr Vereinigungen von islamischen Orden, in denen Seelsorge und andere soziale Dienste geleistet werden.

14.) Diyanet beschaeftigt knapp 100.000 Angestellte (Vorbeter, Prediger, Gebetsrufer und islamische Rechtsgelehrte) und regelt deren Ausbildung, bezahlt und erhält über 70.000 Moscheen, überwacht die religiöse Literatur und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor.

15.) In den letzten Jahren gibt es jedoch anfaenglche Schritte von Diyanet die islamischen Dienste auch ausserhalb der Moscheen zu führen. Insbesondere gibt es Protokolle mit einzelnen Sozialeinrichtungen, die eine Zusammenarbeit in Gefaengnissen, Waisenheimen und Altenheimen ermöglichen. In solchen Sozialenrichtungen leisten insbesondere geschulte Imame und Religionsbedienstete seelsorgerische Betreuungsdienste.

16.) In den einzelnen Provinzvertretungen des Diyanet wurden vor einigen Jahren “Aufklaerungs-und Bearutungsbüros für Familien” (Aile İrşat ve Rehberlik Bürosu) eröffnet, die sowohl telefonisch als auch persönlich seelsorgerische Arbeiten unternimmt. Diese Büros haben die Aufgabe, religiöses Wissen an Familien zu vermitteln, den Erhalt der Familie zu unterstützen und famliaere Fragen zu lösen, gegebenefalls in Zusammenarbeit mit den örtlichen NGO’s oder den Universitaeten. Spezielle Faelle sollten den Experten wie Psychologen oder Sozialarbeiter überlassen werden. Die mit seelsorgerischer Erfahrung ausgerüsteten Büroleiter, sollten demnach auch ein Bindeglied zu den externen sozialen Diensten sein.

17.) Es gibt zahlreiche moderne Krankenhaueser in der Türkei, die die Anforderungen der JOINT COMMISION INTERNATIONAL (JCI) erfüllen und somit für ihre Patienten, zu welcher Religion sie auch zugehörig sind, waehrend ihrer Aufenthalt im Krankenhaus seelsorgerische Dienste leisten.

18.) Es gibt nach wie vor keine Schule oder ein Lehrstuhl, in der soziale oder spirituelle Seelsorge unterrichtet wird. Einige private Einrichtungen oder halb offizielle Sozialeinrichtungen organisieren aber durch eigene Initiative Lehrprogramme wonach spirituelle Pflege für (Seelssorge) alte Menschen unterrichtet werden.

19.) In diesem Rahmen hat z.B. die Darülaceze in Kayışdağı, ein weitbekanntes Altersheim, das uner der Verwaltund der Stadt İstanbul liegt, ein Lehrprogramm durchgeführt und zum ersten Mal in der türkischen Sozial-und Seelsorgeschichte offiziell eine Abteilung für spirituelle Pflege (Altersseelsorge) im Jahre 2005 eröffnet. Von der Altersseelsorge können auch Nicht-Muslime in Anspruch nehmen. (Mehr zu der Altersseelsorge insbesondere auch für Demenzkranke alte Menschen finden Sie in diesem Buch: Yücel, Nurullah (ed.); “Demanslı Yıllara Değer Katan Aktiviteler”; 8. Bölüm: Seyyar, Ali; Manevî Bakım Aktiviteleri”; İBB Yayınları; İstanbul; 2009).

 

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